Behandlungsmöglichkeiten

Für das früh erkannte Prostatakarzinom, das sich noch im lokal begrenzten Stadium befindet, stehen vier wissenschaftlich untersuchte Behandlungsstrategien zur Verfügung: die operative Entfernung der Prostata, die Strahlentherapie der Prostata von außen über die Haut, die Strahlentherapie der Prostata von innen (Seed-Implantation) und die aktive Überwachung.

Operative Entfernung der Prostata

Ziel der so genannten radikalen Prostatektomie ist die Heilung durch die vollständige Entfernung der tumortragenden Prostata. Die radikale Prostatektomie ist eine Operation, bei der Prostata und Samenblasen vollständig entfernt werden. Beim lokal begrenzten Prostatakrebs versucht der Operateur, die angrenzenden Nerven, die für die Erektionsfähigkeit zuständig sind, zu erhalten. Der Pathologe untersucht unter dem Mikroskop, ob an den Schnitträndern des entfernten Gewebes noch Tumorzellen zu finden sind oder nicht. Zusätzlich werden auch Lymphknoten im Beckenbereich entnommen, um eine Information darüber zu erhalten, ob sich der Tumor dorthin ausgebreitet hat.

Zur Entfernung der Prostata gibt es verschiedene Operationstechniken:

Die radikale Prostatektomie bietet, in Abhängigkeit vom Tumorstadium, eine gute Chance auf eine Heilung. Zu den Risiken gehören jedoch eine Harninkontinenz und eine erektile Dysfunktion.

Strahlentherapie von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie)

Ionisierende Strahlen zerstören Tumorzellen im bestrahlten Gebiet indem sie die Zellteilung beeinflussen. Bei der perkutanen Strahlentherapie wird die ionisierende Strahlung mit einen Linearbeschleuniger direkt auf die Prostata gelenkt.

Benachbarte, gesunde Gewebe wie zum Beispiel Enddarm und Blase sollen möglichst vor Schäden durch die Strahlentherapie geschützt werden. Deshalb erfolgt vor der Therapie eine präzise Bestrahlungsplanung mit Hilfe einer Computertomographie. Moderne Strahlentherapietechniken wie die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) können das gesunde Gewebe um die Prostata herum besser schonen als dies früher in der sog. 3D-Ära möglich war. Die Strahlentherapie erstreckt sich in der Regel über 6-7 Wochen (30-35 Bestrahlungssitzungen) und wird in der Regel an fünf Tagen pro Woche durchgeführt. Durch die Aufteilung der Bestrahlung in mehrere Fraktionen können sich die Zellen im gesunden Gewebe zwischen den Bestrahlungen erholen während die Tumorzellen täglich mehr geschädigt werden. Eine Sitzung dauert in der Regel ca. 15 Minuten, die reine Bestrahlungszeit jedoch nur wenige Minuten.

Ziel der perkutanen Strahlentherapie ist die Heilung durch Zerstörung der Tumorzellen. Die perkutane Strahlentherapie bietet, wie die Operation,  eine gute Chance auf Heilung. Zu möglichen akuten Nebenwirkungen während und kurz nach der Strahlentherapie gehören Entzündung/Reizung der Harnblase, Harnröhre und des Enddarmes. Zu den möglichen Spätfolgen (6 Monate bis Jahre nach Strahlentherapie) gehören Vernarbungen (sog. Fibrosen) sowie Impotenz, Harninkontinenz und Darmprobleme. Im Vergleich zur Operation ist die Wahrscheinlichkeit eine Harninkontinenz zu erleiden bei der Operation größer, dagegen tritt bei der Bestrahlung eine Enddarmproblematik eher wahrscheinlich ein. Eine Impotenz tritt bei der Bestrahlung später ein als nach Operation, nach vielen Jahren nähern sich die Zahlen hier jedoch so an, dass nach ca. 10 Jahren beide Methoden (Operation und Strahlentherapie) ähnliche Ergebnisse liefern. 

Strahlentherapie von innen (Brachytherapie, Seed-Implantation)

Bei dieser Form der Bestrahlung werden unter Narkose über Hohlnadeln kleine Mengen radioaktiven Materials (Isotope Jod-125 oder Palladium-103) in das Prostatagewebe eingebracht. Die Strahlquellen ähneln in Form und Größe Reiskörnern. Die Reichweite der Strahlung ist kurz, daher ist die Strahlenbelastung für gesundes, von den Strahlquellen weiter entfernt liegendes Gewebe  relativ gering. Die Strahlendosis, die nach Brachytherapie noch vom Patienten ausgeht, gefährdet die Umgebung nicht. Aus Strahlenschutzgründen sind jedoch Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll, über welche der Patient zuvor aufgeklärt wird. Die Anzahl der benötigten Seeds und auch ihre räumliche Verteilung innerhalb der Prostata werden für jeden Patienten individuell in einer sorgfältigen Bestrahlungsplanung berechnet. Die Seeds verbleiben dauerhaft im Körper, teilweise werden sie über die Harnröhre mit dem Urin ausgeschieden. Dies wird vom Patienten selbst meist nicht wahrgenommen.

Die Brachytherapie bietet wie die Operation und perkutane Strahlentherapie eine Chance auf Heilung. Zu möglichen Risiken gehören die Schädigung der Prostata und der Harnwege sowie der Umgebungsorgane (Harnblase, Darm). Da es sich um einen operativen Eingriff handelt, müssen die allgemeinen Operationsrisiken beachtet werden.

Aktive Überwachung

Lokal begrenzte Prostatakarzinome wachsen meist sehr langsam und es ist bei Diagnosestellung oft nicht vorherzusehen, welcher Patient von der Tumorerkrankung ernsthaft bedroht wird und bei welchem die Erkrankung am Prostatakarzinom eher im Hintergrund steht. Deshalb exisitert die „aktive Überwachung“, auch „Active Surveillance“, als weitere Behandlungsoption.

Bei der Methode wird in engen Zeiträumen durch Kontrolluntersuchungen festgestellt, ob der Tumor wächst oder aggressiver wird. Dies geschieht neben der PSA-Wert-Bestimmung auch durch regelmäßige Kontrollbiopsien.

Es ist ein Missverständnis, zu denken, die aktive Überwachung sei keine Behandlung. Die Behandlung wird hier nur so lange wie möglich hinausgezögert.

Auf diese Weise sollen Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom vor einer Übertherapie und den damit verbundenen Komplikationen und Risiken geschützt werden.


Quelle: In Anlehnung an www.probase.de